Sehr geehrte Damen und Herren,
Mit großer Trauer, Schmerz und Erstaunen habe ich den Bericht „Erneuter Führungswechsel – Serbisch-orthodoxe Kirche beruft Bischof von Deutschland ab“ von Oliver Hinz in der Ökumenischen Information 22-23 vom 30. Mai 2017 gelesen.
Dieser Text ist einer von vielen über mein Handeln als Bischof, der aus meiner Sicht im sensationalistischen Stil geschrieben ist und nicht den Tatsachen entsprechend verfasst ist. Bisher habe ich auf derartige Berichterstattung nicht reagiert und habe immer nach dem Gebot unseres Herrn auf alle Angriffe die andere Wange hingehalten (Mt. 5:39). Da ich großen Wert lege auf die guten ökumenischen Beziehungen, wofür ich mich auch durch meinen Dienst hier in Deutschland ständig bemüht habe, möchte ich hiermit zu Ihrer Berichterstattung Stellung nehmen. Dies ist mir wichtig wegen der weiteren Pflege der außerordentlich guten Beziehungen der Serbisch-orthodoxen Kirche (SOK) mit Schwestern und Brüdern aus der Evangelischen und Römisch-katholischen Kirche im deutschen Kontext.
1. Zu den Quellen Ihrer Berichterstattung
Zunächst möchte ich darauf hinweisen, dass das Belgrader Boulevardblatt „Blic“, das sie als Quelle Ihrer Berichterstattung heranziehen keine ernst zu nehmende Quelle ist, und als Boulevardblatt ausschließlich auf sensationalistische Berichterstattung ausgerichtet ist. In Serbien existieren nicht vergleichbare presserechtliche ethische journalistische Standards wie im deutschsprachigen Raum, sodass es unmöglich ist eine Gegendarstellung zu veröffentlichen und auf die falschen Tatsachen, die in diesem Blatt veröffentlicht werden, entsprechend zu reagieren. Dass dies in deutschsprachigen Ländern möglich ist, empfinde ich als eine große Errungenschaft des demokratischen öffentlichen Diskurses.
An dieser Stelle möchte ich mich auch zu Ihren weiteren Quellen, die Sie benutzen äußern. Dabei handelt es sich, um ehemalige Mitarbeiter der SOK, die entlassen worden sind und dementsprechend eine unausgewogene und einseitige Sicht auf mein Handeln als Bischof in den Medien verbreiten.
Auch die Mitglieder des Diözesenrates, die in der medialen Berichterstattung über die „sehr ernstzunehmenden finanzielle Notsituation“ reden, erwähnen nicht, dass diese Situation vor meiner Ankunft in der Diözese entstanden ist und dass sie selbst eigentlich dafür verantwortlich waren. Als gemeinnütziger Verein untersteht die Diözese einer strengen Kontrolle des Finanzamtes, von dem wir regelmäßig einen „Freistellungsbescheid“ für die Körperschaftssteuer erhalten, diesbezüglich also keineswegs von einer „Notsituation“ die Rede sein kann.
Da ein Qualitätsjournalismus eine Heranziehung der verschiedenen Quellen bedeutet, würde ich Sie bitten in Zukunft Ihre Fragen schriftlich an den zuständigen Bischof der SOK zu senden. Das Personal der SOK wird sich bemühen zu Ihren Anliegen und Fragen Stellung zu nehmen.
2. Zum Vorgang in der Münchener Gemeinde
Zu Ihrer Darstellung, dass meine Mitarbeiter „sich in der Münchener Kirchengemeinde Zugang zu mehreren Kassen verschafft haben“, möchte ich anmerken, dass es sich hierbei aus gegebenem Anlass um eine Kontrolle der Finanzen handelte, bei der eindeutige Unregelmäßigkeiten in der Buchführung festgestellt wurden, die zur Maßnahme der Ersetzung des gemeindevorstehenden Priesters und des Kassenwarts geführt haben. Solch eine Kontrolle hatte das Ziel einen besseren Einblick in die Finanzen des Bistums bzw. der konkreten Gemeinde zu gewinnen, um die Interessen der Kirche zu wahren. In ihrem Bericht bringen Sie dies als Vorwurf an, und eigentlich geht es hier um eine legitime interne Prüfung der Finanzen seitens des Bistums.
3. Zu finanziellen Angelegenheiten des Bistums
Diese Gelegenheit möchte ich nutzen um ganz klar über die Probleme der Diözese von Frankfurt und ganz Deutschland zu reden (die „unnötige Irritation“ mit dem Namens- und Sitzwechsel, wie Sie es nennen, hat übrigens mit den Entscheidungen des Konzils von Kreta zu tun und ist eine interne Entscheidung der SOK).
In der Diözese gibt es tatsächlich finanzielle Probleme – aber weniger auf der diözesanen Ebene, wie Ihr Bericht behauptet (es wurde erwähnt, dass die Belgrader Kirchenleitung im Frühjahr 2016 eine Prüfung aller strittigen Sachverhalte in der Diözese anordnete, es wurde aber verschwiegen, dass diese Kommission keine Unregelmäßigkeiten in den Finanzen der Diözese fand), sondern die finanziellen Probleme vielmehr auf der Gemeindeebene zu finden sind.
Die Wahrheit ist, dass keine richtige Kontrolle über die Einkünfte einiger Gemeindepriester existiert. Seit meiner Ankunft in der Diözese habe ich mich dafür eingesetzt, diese Kontrolle zu ermöglichen und transparent umzusetzen. Mehrere Priester musste ich suspendieren, da diese erwiesenermaßen ihre Position ausgenutzt haben, um sich privat einen finanziellen oder anderen Vorteil zu verschaffen. Dies zog natürlich deren Unmut über mich nach sich, somit haben diese dann ihre Beziehungen u. A. auch ihre ökumenischen Kontakte zu Vertretern anderer Konfessionen genutzt, um gegen mich zu agieren.
4. Zur meiner angeblichen Absetzung
Ich habe die Leitung der Diözese freiwillig an Bischof Andrej übertragen, der wegen seiner Herkunft und Erfahrung im deutschen Kontext, hoffentlich in der Lage sein wird, die Probleme der Diözese zu lösen. In der christlich Orthodoxen Kirche werden die Bischöfe auf Lebenszeit gewählt, sodass meine Übergabe der Leitung dieser Diözese nicht mit einer „Absetzung“ vergleichbar ist, wie Ihr Bericht suggeriert. Ich werde, also weiterhin als Bischof tätig sein, allerdings in einer anderen Diözese.
Ich habe, wie Sie schreiben, stattdessen die Leitung der „unbedeutenden bosnischen Diözese Petrovac“ übernommen und das wurde (entgegen Ihres Berichts) am 26.05. auf der Webseite der Diözese angekündigt. Aus Sicht der SOK ist dabei aber jede Diözese gleichbedeutend und ich bin geehrt, die Leitung dieser Diözese, aus der ich auch stamme, zu übernehmen. Sie schreiben dagegen aber über diesen Wechsel, als ob es sich dabei um eine Strafe handeln würde, was in keinem Falle den Tatsachen entspricht. Ganz im Gegenteil übernehme ich diese Aufgabe mit großer Freude – wohl wissend, dass es sich dabei ebenfalls um eine „verschuldete“ und „arme“ Diözese handelt – weil ich dort als Hirte mit den christlichen kirchentreuen Priestern und Mönchen der wichtige Aufgabe des Weiterlebens der SOK in BiH widmen kann. Dass die Diözese arm ist, macht mir nichts aus, da unser Herr Jesus Christus doch selbst viel mehr unter den Armen als unter den Reichen beiwohnte. 5. Zum Erwerb des Dienstwagens
Bezüglich des Erwerbs eines Autos, möchte ich hier hervorheben, dass es sich dabei um einen Dienstwagen des Bistums und nicht um mein Eigentum handelt den ich zur Betreuung meiner Diözese benutze. Gar das bereits erwähnte Boulevardblatt, schrieb „das Bistum ist eines von den Größeren, sodass Sergije niemand Vorwürfe gemacht hat, dass er ein gutes Auto gekauft hat“ ( http://www.vijesti.me/svijet/ovo-je-episkop-spc-koji-prijeti-novinarima-licne-tablice-na-luksuznom-mercedesu-888555). In Ihrer Berichterstattung wird das als etwas Problematisches dargestellt. Auch die Kosten die im „Blic“ genannt sind, entsprechen nicht den Tatsachen. Hier stellt sich die Frage, warum ein Dienstwagen, der im deutschen Kontext eine Selbstverständlichkeit ist, für alle Personen die dienstlich viel unterwegs sind, in einer renommierten Nachrichtenagentur ein Nachrichtenwert habe sollte.
Durch Ihre Berichterstattung fühle ich mich sehr verletzt und bedauere zutiefst diese Vorgänge.
An dieser Stelle möchte ich Sie bitten, mein Schreiben zu veröffentlichen, damit die ökumenische Öffentlichkeit auch meine Sicht der Dinge erfahren kann. Dies liegt mir am Herzen, da ich in Deutschland nur gute ökumenische Erfahrungen mit der Evangelischen und Römisch-Katholischen Kirche hatte. Mir war es immer eine große Ehre und Freude mit Schwestern und Brüdern aus diesen Kirchen Kontakte zu pflegen.
Hochachtungsvoll
Bischof von Frankfurt und ganz Deutschland
Sergije Karanovic